Rück- und Ausblick

Tja, das war’s mit dir, 2019, noch 2 Tage, und du bist auf dem Müllhaufen der Geschichte, zusammen mit 1994, 2001 und 2005. Gut so. Mal sehen, ob dir 2020 in einem Jahr Gesellschaft leisten kommt.

Tatsächlich war 2019 in Teilen erfolgreich für mich (niemand hat sich über meinen Pferdeschwanz beschwert!), andere Dinge klappten nicht so gut. Aus beruflicher Sicht zu erwähnen sind vor allem die Workshops Programmieren mit der Maus, in denen ich angehenden Grundschul-Lehrkräften zeige, wie man Kindern Programmieren beibringt. Ich engagiere mich gerne in Sachen Bildung, soweit es mir möglich ist, denn da sehe ich erhebliche Defizite, die langfristig noch erheblichere gesellschaftliche Probleme verursachen werden.

Deutlich mehr Geld verdient habe ich mit spannenden IT-Projekten, über die ich aufgrund entsprechender Verschwiegenheitsregelungen nicht mehr sagen kann als: “Teilweise aua.”

An Spielen ist mit Cool Machines nach längerer Zeit mal wieder eines veröffentlicht worden, ein Physikspiel mit Illustrationen von Christian Ischebeck, aber noch in der early access-Phase, weil wir noch nicht genug Levels gebaut haben. Deshalb gibt es bisher weder Werbung noch Verkaufserfolge – das kommt dann 2020. Ebenso 2020 kommt mit Kick n Goal der Solo-Reboot unseres erfolgreichen Fußballmanagers Kick it out. Das Spiel ist im Moment in der Closed Beta.

Ein Highlight dieses Jahr war für mich die Ausstellung mit Christian Ischebeck bei der WOGA, wo wir gemeinsam kreierte Kunstvideos einem umfangreichen und generationenübergreifenden Publikum präsentieren konnten – was bei SF-Cons ja etwas anders ist. Nicht umsonst sterben die ja auch aus, und das Durchschnittsalter der Besucher steigt jährlich um ein weiteres Jahr. Dieses Jahr habe ich bei keinem einzigen SF-Con das Durchschnittsalter gesenkt, sorry dafür.

Übrigens haben wir sogar einige USB-Sticks mit unseren Videos drauf verkauft. Addiere ich die Einnahmen von unseren geschätzten Unterstützern bei https://www.patreon.com/UebermorgenFilm, habe ich 2019 wohl erstmals über SF-Videos mehr eingenommen als über SF-Bücher.

Das mal bitte auf der Zunge zergehen lassen.

Um gleich einen Ausblick zu wagen: Nachdem unser ambitionierter Animationsfilm “Cyber Space Pirates Yo-ho!” dieses Jahr nicht fertig geworden ist, werden die Anstrengungen in 2020 natürlich erhöht. Es wird aber weitere Veröffentlichungen geben, gleich zu Jahresanfang das Musikvideo von KNDNSTR, das auf der WOGA schon exklusiv vorab zu bestaunen war (und bestaunt wurde).

Trotz anhaltender Misserfolge darf der Blick auf meine buchstabigeren Produkte nicht fehlen.

Ja, “Für immer 8 Bit” erschien schon Ende 2018, aber es erhielt erst dieses Jahr größere Aufmerksamkeit. Erst wurde es vom Podcast Schriftsonar so sehr gelobt, dass ich echt rote Ohren bekommen habe, dann erschien im Herbst eine äußerst positive Besprechung im c’t Retro-Magazin, das exakt dieselbe Zielgruppe hat wie mein Buch. Dadurch wurde dann wohl endlich die magische Marke von einhundert verkauften Exemplaren durchbrochen. Tja, das muss man dann schon als Erfolg verbuchen. Ob mich das motiviert? Nun ja … jedenfalls ließen sich bei den großen Preisen keine Meriten mit dem Buch gewinnen, dazu ist es nicht SFig genug. Trotzdem wurden meine (geschätzt) drei Fans nicht müde, den Nachfolger “Für immer 16 Bit” zu wünschen. Sorry Leute, das wird nicht passieren.

Kurzgeschichten veröffentlichte ich nur zwei: “Level 13” in c’t und “Rock am Saturnring” in der bei den Lesern weitgehend ignorierten Miniaturauflagen-Anthologie “Xenopunk”. Nun, bei so was nehme ich aus Coolness teil, nicht wegen irgendeiner Gewinnabsicht.

Nicht zu vergessen: Als Chefredakteur von deutsche-science-fiction.de habe ich Ende dieses Jahres zum ersten Mal eine Anthologie mit den auf dem Portal erschienenen Kurzgeschichten veröffentlicht. Über den Erfolg lässt sich noch nicht viel sagen, aber es hat Spaß gemacht, mit den teils unbekannteren Autoren zusammenzuarbeiten, die teils eine erfreulich erfrischende Perspektive auf die moderne SF geworfen haben. Standard-Plots haben bei mir natürlich keine Chance.

Blick nach vorn: 2020 erscheint mein nächster Roman, “e-tot”. Das ist soweit keine Neuigkeit, trotzdem gibt es dazu etwas zu sagen. Ich hatte ja große Hoffnung in das Werk gesetzt, weil es in der Reihe “Heise Welten” mit etwas größerem Marketing-Wumms vermarktet werden sollte. Nun sind leider die bisher in der Reihe im Hinstorff-Verlag erschienenen Bücher allesamt übel gefloppt (über die möglichen Gründe möchte ich hier nicht schreiben). Der Verlag hat daraufhin die Notbremse gezogen. Zum Glück ist das nicht das Aus für den Roman, sondern sogar eine Art neue Hoffnung: Denn mit dem Polarise-Imprint von dpunkt kommt die Reihe unter ein neues Dach mit einer anderen Zielgruppe und anderem Background. Insbesondere ist der bisher bei Polarise erschienene Roman “K.I.” nicht nur ziemlich gut (zumindest soweit ich ihn bisher gelesen habe), sondern auch ziemlich erfolgreich, was die Verkaufszahlen angeht. Außerdem ist die Gestaltung netter und der Preis moderater. Deshalb bin ich jetzt guter Hoffnung, dass “e-tot” im neuen Jahr ebenfalls gut laufen wird. Es laufen auch bereits Gespräche über ein weiteres Buch. Dazu kann ich aber noch nicht viel sagen.

Fast eine Story ohne Ende ist mein Mathe-Buch. Das ist nun seit anderthalb Jahren in Arbeit und … immer noch in Arbeit. Es müssen die allerletzten Fehlerchen ausgemerzt werden, das ist eine Heidenarbeit. Aber ein Mathe-Lehrbuch darf natürlich nicht den geringsten Fehler enthalten. Und der Formelsatz ist auch nicht ohne. Ich bin an Word schier verzweifelt (bevor ihr fragt: Ja, ich musste es nehmen). Neuer geplanter VÖ-Termin ist “zirka” 20. März.

Für NOVA 29, das vermutlich in der ersten Hälfte 2020 erscheint, ist eine Longstory von mir eingeplant. Ich kann schonmal verraten, dass sie möglicherweise einige Leser irritieren wird, aber ungewöhnliche Annahmen sind nun mal mein Metier.

Ganz zu Anfang von 2020 erscheinen zwei E-Book-Neuausgaben. Ihr habt ja vielleicht mitbekommen, dass ich mir die Rechte an meinen älteren Romanen vom Atlantis-Verlag zurückgeholt habe. Seitdem sind mit “Walpar Tonnraffir und der Zeigefinger Gottes” und “SchrottT” zwei meiner beliebtesten Romane als E-Books günstig zu haben. Und Anfang Januar folgt mit “Symbiose” mein erster SF-Roman. Warum der erste zuletzt kommt? Weil ich den Schluss komplett neu geschrieben habe (und das bedurfte Änderungen auch an anderen Stellen). Ich bin mir ziemlich sicher, dass der alte Schluss schuld daran ist, dass das Buch “nur” auf Platz 2 beim Deutschen SF-Preis 2010 gelandet ist. Ob der neue besser ist, könnt ihr selbst beurteilen, wenn das Buch rauskommt. Im Gegensatz zu den anderen beiden erhält es übrigens ein neues Cover. Nicht weil mir das alte von Ernst Wurdack nicht gefiel, sondern weil ich glaube, dass bei einer größeren inhaltlichen Änderung ein neues Cover durchaus angemessen ist. Nicht neu herausbringen werde ich übrigens meinen größten Flop, “Sterne in Asche”. Wenn überhaupt, schreibe ich irgendwann mal die angedachte Fortsetzung und packe sie mit ins Buch.

Ebenfalls als E-Book-Neuausgabe wird es meine wohl abgefahrenste Novelle geben, “Abgekürzt Mehkaterrnok”. Diese ist ursprünglich in der Novellensammlung “space rocks” erschienen. Die ist zwar noch erhältlich, aber ich glaube, dass heutzutage eine “Auskopplung” als preisgünstiges E-Book durchaus gut ankommen würde.

Übrigens habe ich mir auch schon die Rechte an meiner Zentauren-Serie zurückgeholt. Die möchte ich allerdings nicht neu rausbringen, ohne sie zu vervollständigen, da sie ja in der Mitte abgebrochen wurde. Dazu wird mir sicher 2020 die Zeit fehlen.

Im neuen Jahr möchte ich noch in ein anderes Feld (wieder) einsteigen: “Analoge” Spieleentwicklung. Wir von Ludetis haben ja früher schon einmal ein Kartenspiel erfunden, das tatsächlich auch in ungefähr 10 Exemplaren existiert, aber nie veröffentlicht wurde (dazu fehlten der Vertriebsweg und die Erfolgsaussichten). Aber wir haben da die eine oder andere neue Idee, und der Brettspielmarkt scheint ein unermesslich großer Markt zu sein. Mal sehen, was da geht.

Vor allem aber wird die spannende Zusammenarbeit mit dem Maler Christian Ischebeck fortgesetzt. Auch nächstes Jahr wollen wir wieder bei der WOGA ausstellen. Dazu basteln wir schon an ersten Ideen, wie wir Kunst und 3D vermischen können. Etwa wie bei diesem Weihnachtsbesuch:

Immer Neues!